Studientag Nähe und Distanz

Darf man als Seelsorger eine trauernde Frau in die Arme nehmen? Darf man als Priester mit einer befreundeten Frau ins Kino gehen? Darf man als Jubla-Lagerleiterin einen jugendlichen Lagerteilnehmer packen? Wie würden Sie in diesen Fällen als Beteiligte oder als Beobachtender reagieren? Das sind nur einige Fallvignetten, die 18 Studierende der Bistümer Chur und Basel am 17. Mai im Rahmen des Studientages zum Thema Nähe und Distanz unter der Leitung von Dolores Waser Balmer diskutiert haben.
Wie begleiten wir Menschen Seite an Seite, ohne ihnen zu nahe zu treten? Wie schenken wir heilsame Zuwendung, die nicht übergriffig wird? Auch eine gutgemeinte Geste kann unangenehme Gefühle auslösen und persönliche Grenzen überschreiten. Diese Gefahr umgehen zu wollen, indem wir uns abkapseln, kommt dagegen der Selbstabschaffung unseres Auftrags als Seelsorgende gleich. Dazwischen liegt ein breites Feld der Beziehungsgestaltung, in dem es mit wachen Sinnen zu navigieren gilt.
Die Präventionsbeauftragte der Bistümer Chur und St. Gallen hat auf methodisch vielfältige Weise unser Bewusstsein für die verschiedenen Formen von Gewalt und Missbrauch geschärft, konkrete Prüfkriterien vorgestellt und uns Gelegenheit gegeben, unsere eigene Urteilsbildung zu reflektieren. Auch das Einbringen von individuellen Fragen, eigenen Erfahrungen und kritischen Anfragen hatte Platz. Die Schlussrunde hat gezeigt: Die Teilnehmenden haben den Studientag als lehrreich, abwechslungsreich und wertvoll empfunden und sehr geschätzt.
Text: Christian Schenker, teilnehmender Theologiestudent
Foto: Martin Brunner-Artho
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