Das Sakrament der Versöhnung
«Bin ich zu Hause, wenn Du kommst?» «Lebe ich im Jetzt deines Kommens und deiner Gegenwart?»
Mit diesen Zitaten der Schweizer Dichterin und Ordensschwester Silja Walter leitete der Jesuit Bruno Brantschen den Themenabend am 19. März zum Sakrament der Versöhnung ein. Die Beichte hat einen denkbar schlechten Ruf und es gibt immer noch zahlreiche «Beichtgeschädigte». Doch mit Hilfe der kunstvoll formulierten Überlegungen von Silja Walter soll ein kontemplativer Zugang für angehende Seelsorger und Seelsorgerinnen ermöglicht werden. Denn in der Beichte geht es im Grunde um das Zentrum des Glaubenslebens selbst: Sich von Gott ohne Einschränkungen lieben zu lassen. Wer sich der Liebe Gottes verweigert, ist nicht bei sich selbst, ist nicht «zu Hause». Dieses Ausser-sich-stehen und Nicht-bei-sich-sein bildet die sogenannte «Wurzelsünde». Sie steht am Anfang verschiedener Gefahren, die nicht zuletzt auch für Seelsorger/innen besonders weitreichend sein können. Wer sich nicht in sich geliebt weiss, definiert sich rasch über die eigene Leistung oder Anerkennung von Anderen. Beides lässt Seelsorger/innen im kirchlichen Dienst ausbrennen. Die Beichte kann Abhilfe schaffen, indem sie Versöhnung mit sich selbst und mit Gott vermittelt. Sie bringt innere Barrieren ans Licht und schafft Transparenz, da sie sie ins ausgesprochene Wort zwingt und sich einen Zuspruch der Vergebung zur Antwort geben lässt. Diese Erfahrung der Versöhnung ermöglicht einen barmherzigeren Blick auf die Mitmenschen und damit womöglich zu einem christlich-glaubwürdigeren Umgang im Pfarreiteam. Wer so versöhnt mit sich selber und seinen Mitmenschen lebt, der ist zu Hause und lebt wahrhaft im Jetzt des Kommens und der Gegenwart Gottes. Die von Silja Walter eröffnete Perspektive auf das Beichte berührte die Anwesenden spürbar – im anschliessenden «Gespräch im Geist» wurden Eindrücke und Erfahrungen geteilt und eine gewisse Versöhnung mit diesen Sakrament spürbar.
Text: Max Ammann, Theologiestudent Fribourg
Bild: Jeannette Emmenegger, Mentorin (Bruno Brantschen, SJ, 2.v.r.)
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