Reflektieren, ausprobieren, austauschen

By Seminar St. Beat,

Die beiden Jahrgänge der Berufseinführung erlebten intensive, lernreiche und abwechslungsreich gestaltete Tage zum Thema Liturgie. Der Fokus lag dabei auf die Praxis. Bereiche waren unter anderem die verschiedenen möglichen Formen, die Gestik, der Stand, die Stimme, das Singen. Das Wie bildete oft das Zentrum. Beim anschliessenden Ausprobieren konnte daran in Gruppen und bei sich selbst reflektiert und Feedbacks eingeholt werden. Die verschiedenen Formen von Feiern, die thematisiert wurden, sind ein grosser Gewinn. Spannend war auch die Auseinandersetzung mit dem Liturgiebuch „Die Wort-Gottes-Feier am Sonntag“.

Wie immer war der Austausch der Teilnehmenden untereinander sehr wertvoll. Wie wird was und wo gemacht – das bereichert und erweitert die möglichen Varianten in der Pfarreiarbeit. Viele Möglichkeiten und Wege werden dadurch sichtbar und erweitern den Horizont im eigenen Arbeitsfeld. Die Lust und die Sicherheit, Neues mutig auszuprobieren, ist der grosse Gewinn dieser wertvollen Tage der Berufseinführung. Die Lust wurde geweckt, in diesen Bereichen auch künfig Weiterbildungen zu absolvieren.

Leider begleitete uns in diesen Tagen auch etwas Wehmut. Wehmut, weil wir zum letzten Mal in Hertenstein sein durften. Die letzten verbleibenden Baldegger Schwestern werden nun Stella Matutina verlassen. Wir wünschen allen Schwestern ein gutes Abschiednehmen von diesem besonderen und ein gutes Ankommen und Einleben am neuen Ort. Vielen Dank für die stets herzliche Gastfreundschaft.

Text: Judith Grüter-Bachmann
Foto: Martin Brunner-Artho

Chargé du lectorat et de l’acolytat

By Seminar St. Beat,

GAUDIUM MAGNUM… au sein de notre diocèse pour 18 candidats/tes au Lectorat et Acolytat

Lors de la célébration solennelle d’institution au Lectorat et Acolytat du 18 novembre 2023 dans la chapelle du couvent de la Visitation à Soleure, l’évêque auxiliaire S. E. Mgr Josef Stübi a déposé le livre de la sainte Écriture ainsi que le calice et la coupe de communion dans les mains de 18 candidats/tes pour tout le diocèse de Bâle. Ces femmes et hommes ont accepté d’assumer le service de lecteur et d’acolyte et ont fait l’expérience de l’Eglise comme d’un lieu qui ouvre à une véritable rencontre avec le Christ dans la parole et le sacrement de l’Eucharistie.

E. Mgr Josef Stübi, qui a présidé la célébration, s’est montré profondément touché par les rencontres de scrutin, qui sont les entretiens préparatoires, qu’il a menées avec chaque candidat/te. Ces derniers/ères ont affirmé ne pas vouloir se laisser décourager par les nombreux défis de notre temps, ni les minimiser, comme il a eu l’occasion de le répéter lors de son homélie. Ils/elles ont fait l’expérience de la foi telle qu’elle est transmise par l’Église catholique comme étant porteuse de sens et comme étant une base solide pour la vie. Ils/elles souhaitent continuer à faire cette expérience à l’avenir en la témoignant de manière permanente et non comme un service ponctuel, dans leurs lieux d’insertion au sein du diocèse de Bâle. Tout comme les deux candidats francophones, qui cheminent ensemble vers le diaconat permanent pour le Jura pastoral, la partie francophone du diocèse.

Il s’agira pour chacun/e d’inviter les communautés à l’écoute de la Parole de Dieu pour qu’elle soit une bonne nourriture spirituelle, pour que chacun/ne puisse en vivre et soit porteur de fruits. En effet le rite utilise ces mots : « Transmettez fidèlement la Parole de Dieu qu’elle s’enracine et fructifie dans les cœurs ».

Mais il s’agira également d’aider les fidèles à avoir le regard tourné vers le Corps du Christ, qui se fait don.

Sans oublier, de rester « un exemple de dignité et de respect » pour montrer que la primauté du témoignage de foi se réalise par des actes de charité adressés plus particulièrement aux plus faibles et aux malades.

Enfin de susciter et soigner les formes d’assistance, d’aide et de promotion humaine pour le bien de tous/tes.

Daniel Lattanzi, étudiant en théologie à Fribourg

Foto: José R. Martinez
Die Beauftragung zum Akolythat und Lektorat erhielten: Bauer Moritz, Caamaño Roland, Döhling Heidrun, Flückiger Raphael, Garçia Diana, Gigandet Sarah, Godat Nicolas, Herren Aline, Inglin Barbara, Lattanzi Daniel, Monachese Angela, Pfaff Fabian, Vieira Pimenta Carla, Reichelt Rahel, Sekerka Matej, von Däniken Manuel und Zimmermann Sophie (auf dem Foto fehlt Karin Flury).

Beauftragt zum Lektorat und Akolythat

By Seminar St. Beat,

Im feierlichen Gottesdienst am 18. November in der Kirche des Klosters Visitation in Solothurn legte der Weihbischof die Heilige Schrift sowie den Kelch und die Hostienschale in die Hände der Kandidaten und Kandidatinnen. Was sie selber empfangen und erleben durften, sollen sie nun im Auftrag der Kirche weitertragen.

Es klingt wie ein Widerspruch: Ausgerechnet in einem Moment in dem die Kirche in einer tiefen Krise und unter der harten Kritik der Medien steht, empfangen nicht weniger als 18 Frauen und Männer die Beauftragungen zur Akolythin und Lektorin, respektive zum Akolythen und Lektoren. Das sind mehr als doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren. Trotz den Missständen – die es leider tatsächlich gibt – haben sie die Kirche als einen Ort erfahren, der eine echte Begegnung mit Christus im Wort und im Sakrament eröffnet.

Weihbischof Josef Stübi, der der Feier vorsteht, zeigt sich tief berührt von den Skrutinien, jenen vorbereitenden Gesprächen, die er mit jeder Kandidatin und jedem Kandidaten führte. Diese lassen sich – so in seinen Predigtworten – weder von den Herausforderungen der heutigen Zeit entmutigen noch bagatellisieren sie sie. Sie haben den Glauben, wie ihn die katholische Kirche vermittelt, als sinnstiftend und soliden Lebensgrund erfahren und wollen diese Erfahrung auch in Zukunft ermöglichen.

Die Kandidatinnen und Kandidaten stehen am Ende ihres Studiums, sammeln im Vorjahr bereits erste pastorale Erfahrungen oder haben im Sommer die Berufseinführung begonnen. Sie werden künftig als Pfarreiseelsorgende, Spezialseelsorger, Fachstellenleiter, ständiger Diakon oder Priester in der Kirche wirken. Einige sind noch jung, andere stehen mitten im Leben. Zwei Kandidaten stammen aus dem Kanton Jura.

Die Stimmung im Gottesdienst ist ungezwungen, echt und feierlich. Mehrmals ertönt ein Applaus, denn die Kirche ist gut gefüllt mit Freundinnen, Freunden und Familien der Kandidaten und Kandidatinnen. Deshalb sind im Gottesdienst immer wieder erfrischend Kinderstimmen zu hören. Das Fest findet im Refektorium des Klosters mit einem grossen Apero für alle seine Fortsetzung.

Die Beauftragung zum Akolythat und Lektorat erhielten: Bauer Moritz, Caamaño Roland, Döhling Heidrun, Flückiger Raphael, Garçia Diana, Gigandet Sarah, Godat Nicolas, Herren Aline, Inglin Barbara, Lattanzi Daniel, Monachese Angela, Pfaff Fabian, Vieira Pimenta Carla, Reichelt Rahel, Sekerka Matej, von Däniken Manuel und Zimmermann Sophie (auf dem Foto fehlt Karin Flury).

Text: Martin Brunner-Artho
Fotos: José R. Martinez

Studientag Lebendige Kirche

By Seminar St. Beat,

Am Samstag, 4. November fuhren 5 Studentinnen und Studenten zusammen mit Martin Brunner-Artho nach Zürich. Gleich nach der Ankunft begannen feine Regentropfen auf uns niederzuprasseln. Zügigen Schrittes liefen wir zum Café Primero, das unweit der Langstrasse mitten im Zürcher Zentrum beheimatet ist. Dort empfing uns Sr. Ariane sehr herzlich und begann uns alsbald von ihrer Arbeit mit den Leuten auf der Gasse und im Milieu zu berichten. Als der Regen stärker wurde, traten wir ins sehr bunte, heimelig und liebevoll eingerichtete Café, das bei genauerem Hinsehen voller Dekorationen ist, die die Gäste des Cafés mitbringen: selbstgebastelte Collagen, gemalte Bilder, religiöse Bilder aus ihren Heimatländern und viele unterschiedliche Muttergottesdarstellungen. Mit bewegter Stimme erzählte uns Sr. Ariane die Geschichte einer südamerikanischen Mutter, die an einem Gehirntumor erkrankt war, deren Rechnungen sich stapelten und sich ausser Stande sah, diese in nützlicher Frist bezahlen zu können. Ihr Sohn brauchte ebenfalls Geld für sein Studium. Aus dieser Not heraus begann sie sich zu prostituieren und kam schliesslich als Prostituierte in die Schweiz. Vor einigen Monaten begannen die Symptome des Hirntumors wieder. Nach einer Kontrolle im Krankenhaus war klar, dass die Symptome psychosomatischer Natur waren. Das Leid und Trauma hatte sich tief in ihren Körper eingegraben und verschaffte sich durch diese Symptome ein neuerliches Ventil. Ein kleiner Durchgang durch die etwas mehr als 50m2 grosse Fläche des Cafés legte ein als Galerie gestaltetes kleines Büro für die vier Mitarbeiter offen, eine kleine Küche, Toiletten, einige Tische und gemütliche Sitzgelegenheiten. Unterhalb der Galerie befindet sich das Herzstück des Raumes; die kleine Kapelle, in deren Tabernakel allgegenwärtig das Allerheiligste ruht. In ihren Erzählungen betonte Sr. Ariane, dass sie die Arbeit mit den vielen in Not geratenen Menschen nur aus ihrer Beziehung zu Gott gut leben kann. Sie verbringt morgens eine kontemplative Zeit im Gebet und nachmittags begegnet Christus ihr im Antlitz jedes Menschen. Auf Wunsch der Cafégäste feiern sie seit längerer Zeit am Sonntagabend gemeinsam Hl. Messe in der kleinen Kapelle. 

Nach dieser Einführung ging es für uns Studierende an die Arbeit. Ich blieb im Café zurück und servierte in den folgenden Stunden Kaffee, Wasser, warme Getränke, Sandwiches, Salate, Kuchen und Patisserie in allen mir verfügbaren Sprachen. Manchmal mussten Hände und Füsse zur Verständigung reichen. Schnell merkte ich, dass alle unsere Gäste sehr dankbar waren, Zuflucht vor der Nässe zu finden und sich hier sehr wohl fühlten. Einige waren müde und breiteten sich neben dem Kapelleneingang auf den Liegemöglichkeiten aus und schliefen friedlich vor sich hin.

Schneller als mir lieb war, ging die Zeit um und in eine Regenjacke gepackt ging es zum nächsten Treffpunkt, an dem schon weitere Freiwillige auf uns warteten. Schnell huschten wir ins Lager und befüllten unsere Bollerwagen mit Lebensmitteln und Getränken und fuhren damit zum Hintereingang des 25h Hotels. Dort verteilten wir bei strömenden Regen Getreideriegel, Brot, Getränke und ein warmes Menü an alle Bedürftigen, die sich bei dem unwirtlichen Wetter dort einfanden. Dabei hatte ich immer wieder Sr. Arianes Stimme im Kopf, die nachdrücklich erzählte, dass alle Projekte und Ideen auf Nachfrage und Wunsch der Bedürftigen nach und nach entstanden seien. Also: Gäbe es keine Not, wären wir nicht hier.

Nach weiteren drei Stunden war ich durchnässt, mir war kalt und gleichzeitig wagte ich mich angesichts der Menschen, die in Wind und Regen zu Fuss hierhergekommen waren und weit weniger gut gegen die Nässe und Kälte gerüstet waren, kaum zu beschweren. Nach einer kurzen Pause, in der wir ins Warme flohen, etwas zu Abend essen und einen Toilettenstopp einlegen konnten, wagten wir es von Neuem nach draussen. Ein neuer Lieferwagen für die zweite Schicht war eingetroffen und wir verteilten Salat, Gemüse, Früchte und Frischwaren erneut auf die Bollerwagen.
Bevor wir loslegen konnten, kamen P. Karl und Sr. Ariane auf uns zu: Unsere letzte Mission für diesen Abend begann. Zu Fuss gingen wir zur Langstrasse, begegneten auf dem Weg einem Freund von Sr. Ariane, der sich durch die rollenden Fahrzeuge, geschickt einen Weg über die Langstrasse auf unsere Seite bahnte, und dann freudejauchzend in Sr. Arianes Umarmung versank. Die beiden wirkten in ihrer Unterhaltung wie alte Freunde, die sich schon lange nicht mehr gesehen haben. Sie verabredeten sich für die nächsten Tage im Café Primero.

Danach war es nicht mehr weit zu unserer letzten Station, einem berüchtigten Bordell, in dem wir die Prostituierten besuchen und sie mit Hygieneartikeln, Socken und einem Wollschal versorgen würden. Von der Langstrasse bogen wir in eine Nebengasse ein, die uns zum Hintereingang führte. Nach einem kurzen Telefonat war klar, dass wir erwartet wurden und eintreten durften. Der Lieferwagen mit P. Karl war schon da und wir schnappten uns jeweils vier Tüten und stiegen eiligen Schrittes bis zur obersten Etage, von der aus wir uns Stock für Stock nach unten arbeiteten. Zimmer für Zimmer besuchten wir und begegneten dabei schimmligen Decken, kaputten Bodenfliesen, schäbigen Möbeln, Matratzen, die nur auf dem Boden lagen, einem alten ausgeschalteten Kühlschrank, der nach Fisch müffelte und blitzblank geschrubbten Küchenzeilen, in denen jeweils eine Pfanne, wenig Besteck und Geschirr zum Kochen bereit lagen, sowie kleinen WCs und überalterten Duschen. Die Frauen teilen sich die Zimmer jeweils zu zweit, dritt, viert oder fünft… Privatsphäre? Fehlanzeige! Die Zimmer müssen als Schlafzimmer, Aufenthaltsraum und Arbeitsraum, in dem sie Freier empfangen, herhalten. Wie das logistisch ganz genau funktioniert – kann ich mir kaum ausmalen.

Die Frauen, denen wir begegneten, waren zum Teil etwas schläfrig oder irritiert, dass wir so plötzlich da standen, doch alle waren dankbar für die Tüten voller für sie wertvoller Güter. Auf dem Weg zurück ins Primero, traf mich die Not, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit dieser Frauen erst richtig und bei der Abschlussrunde fehlten mir grosse Worte.

Eigentlich bin ich beschämt, wie viele Menschen in unserem Heimatland in Not geraten und in prekären Umständen leben müssen, ohne dass ich mich jemals mit ihnen unterhalten oder ihnen auf Augenhöhe begegnet wäre. Umso dankbarer bin ich für diesen Tag voller ehrlicher Unterhaltungen und Einblicke. Ein grosses Danke an den Verein incontro, der so wichtige Arbeit leistet und an alle Mitarbeiter/-innen und Freiwilligen, die tagtäglich für die Menschen im Milieu und auf der Gasse Gutes tun. Vergelts Euch Gott!

Maria Ammann, Theologiestudentin in Fribourg

Bild: Martin Brunner-Artho