Über das Herz: Entwicklungspsychologie & Theologie

By Seminar St. Beat,

Am vergangenen Dienstagabend bot der Vortrag des erfahrenen ärztlichen Psychotherapeuten und Theologen Pater Norbert Rutschmann MSC, die Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema: Der Verbindung von Entwicklungspsychologie und Theologie. Die Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit dem Seminar St. Beat und der Hochschulseelsorge «horizonte» organisiert wurde, zog circa 30 interessierte Teilnehmer und Teilnehmerinnen an.

Der Vortrag behandelte die spirituell-biographische Arbeit auf der Grundlage der Spiritualität des Herzens und moderner Entwicklungspsychologie. Pater Rutschmann präsentierte nebst theoretischen Grundlagen auch diverse Fallbeispiele aus seiner eigenen Praxis. Sein Fokus lag dabei auf der Analyse negativer, unbewusster Gottesbilder und deren Auswirkungen auf das individuelle spirituelle Leben sowie auf die Beziehungen zu anderen Menschen.

Pater Rutschmann betonte, wie chronische Traumatisierungen in der Lebensgeschichte dazu führen können, dass sich das Herz eines Menschen verschliesst und passive Schutzmechanismen entwickelt. Diese Mechanismen können Beziehungen, sei es zu Gott oder zu den Mitmenschen, erheblich beeinträchtigen. Sie wirken wie Schwarzfilter, die das wahre Bild des Gegenübers verfremden und verdunkeln. Dies kann bis zur Unkenntlichkeit gehen und auf menschlicher Ebene zu anhaltenden Beziehungsproblemen und auf spiritueller Ebene zu Glaubenszweifeln oder sogar zur Abwendung von Gott führen.

Der Vortrag verdeutlichte, dass die Heilung dieser Wunden in einem therapeutisch-spirituellen Prozess möglich ist. Hierbei werden Hindernisse und Verfremdungen, die durch traumatische Erfahrungen entstanden sind, beseitigt. Das Ziel besteht darin, das Herz wieder zu öffnen und die Beziehungen zu Gott und den Mitmenschen zu heilen. Pater Rutschmanns Ansatz zeigt, wie die Verbindung zwischen der Spiritualität des Herzens und moderner Entwicklungspsychologie zur Wiederherstellung von Beziehungen und Glauben beitragen kann.

Pater Rutschmanns jahrzehntelange Erfahrung und sein fundiertes Wissen boten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wertvolle Werkzeuge zur Weiterentwicklung ihres Glaubens. Insgesamt war der Abend eine erhellende Erfahrung, die den Anwesenden die Bedeutung der inneren Heilung und der spirituellen Entwicklung nähergebracht hat.

Text: Fabian Pfaff, Hochschulseelsorger

Bilder: Martin Brunner-Artho 

Hochschulseelsorger Fabian Pfaff begrüsst im Namen von «horizonte» die Teilnehmenden.

 

Besinnungstage in Hertenstein

By Seminar St. Beat,

«Schenk mir ein hörendes Herz» nach 1 Kön 3,9

Die Bitte des jungen Salomos an Gott, ihm für seine Aufgaben ein hörendes Herz zu schenken, war der rote Faden durch diese Besinnungstage.

Wie haben wir damit gearbeitet?

Die sinnliche Wahrnehmung der Natur und geöffnete Sinne in der Übung des Morgengebets, ermöglichten die Erfahrung des sich öffnenden und hörenden Herzens. Die Bedeutung des Hörens auf die Stimme Gottes wurde mit Texten aus dem Alten und Neuen Testament vertieft – in der persönlichen Auseinandersetzung und im Austausch in Kleingruppen. Daraus entstanden individuelle kreative Gestaltungen von Wort und Bild. Sie veranschaulichten das Verstandene. Praktizierte Stille in der Gruppe schärfte die Aufmerksamkeit für den Leib und die Wahrnehmung des Lebensatems in uns. Da und dort konnte dadurch ein inneres Gebetswort wachsen. In Einzelgesprächen fand Platz, was jede/n im Moment persönlich bewegt. Eine gemeinsame Bildmeditation weitete den Blick und verfeinerte die Sensibilität für das, was von aussen zu unserem Innern spricht und Resonanz findet.  Ausführungen zum Organ Ohr liessen staunen: Wussten Sie, dass sich das Innenohr bereits in der 3. Embryonalwoche bildet? Der Weg des Russischen Pilgers in der Version von Niklaus Brantschen und die Praxis des Herzensgebetes stiessen auf Interesse und ermutigten zur weiteren Praxis. Der gemütliche Filmabend zum Thema einer gehörlosen Familie mit einem einzigen hörenden Teenager rundete den intensiven Tag ab. In der Abschlussrunde wurde deutlich, wie der gemeinsam vorbereitete Gottesdienst am Sonntag bewegte und anregte.

Als Leitung bedanken wir uns herzlich für die Offenheit und die wache Präsenz der Studierenden in diesen Tagen.

Jeannette Emmenegger Mrvik und Sr. Beatrice Kohler

Bild: Sr. Beatrice Kohler